Die Zeit bis zum 2. Weltkrieg
Das musikalische Wirken des Männergesangvereins Rohrbach bis zum 2. Weltkrieg ist untrennbar mit dem Namen des Lehrers Rainer verbunden. Als junger Pädagoge war er nach Rohrbach gekommen und war bis zu seiner Pensionierung dort geblieben. In der ganzen Zeit hat er auch den MGV als Dirigent geleitet.
Nicht weniger als achtmal hatte unter seinem Dirigentenstab die Vereinsführung gewechselt, bis er dann selbst am 25. September 1937 im Gasthaus Schember in den Ruhestand verabschiedet worden war.
Die ganze Gemeinde war anwesend bei dieser Feier und selbstverständlich auch sein Gesangverein, mit dem er in all den Jahren so viele Höhen und Tiefen durchschritten hatte.
Die Geschichte des Männergesangvereins, ganz speziell die Kassengeschichte, stellt ein Spiegelbild der allgemeinen Geschichte Deutschlands zwischen 1900 und dem zweiten Weltkrieg dar.
Zunächst - im Kaiserreich - lief alles noch in geordneten, bescheidenen Bahnen. Der Verein war zwar nicht reich, aber er konnte sich z. B. im Jahre 1903 für den damals sehr hohen Geldbetrag von 180 Mark eine Fahne leisten. Im Jahre 1904 richtete der junge Verein auch schon das erste Sängerfest in Rohrbach aus. In den nächsten Jahren trug der Verein bei allen öffentlichen Anlässen, in der Kirche, auf dem Friedhof und auch bei Geburtstagen und Jubiläen durch seine Liedvorträge zur jeweiligen Feierlichkeit bei. An Gemeindeabenden fanden sogar "theatralische Vorführungen" statt.
Doch dann kam der erste Weltkrieg. Nicht alle, die in den Krieg ziehen mussten kamen wieder zurück. Und auch die neue Republik begann mit Turbulenzen. Erst nach der großen Inflation, in den "Golden Twenties", ging es wieder aufwärts. Der Protokollant berichtet, dass die Vereinskasse auf einmal so voll geworden war, dass ein Teil davon "vernichtet" werden musste. Wie das gemeint war, können wir uns alle vorstellen.
Die goldenen Zeiten währten aber nicht lange. Im Jahre 1928 entschloss man sich in geheimer Abstimmung, aus dem Deutschen Sängerbund auszutreten. Man fand, dass die Abgaben zu hoch und damit nicht mehr finanzierbar wären. Im Jahre 1932 schließlich waren nur noch ganze 2,91 Mark in der Kasse sodass man noch nicht einmal zur Jahreshauptversammlung den Vereinsmitgliedern etwas spendieren konnte. Glücklicherweise - so stellt der damalige Protokollant fest - fand fünf Tage später die Hochzeit eines Sangesbruders statt. Da konnte dann alles nachgeholt werden, dieses Mal selbstverständlich auf Kosten des
Bräutigams. Der hatte dies in der Jahreshauptversammlung versprochen.
Die nächsten Jahre zogen sich dann etwas schleppend dahin. Der Verein zeigte immer häufiger Ruhesymptome. Als dann noch Lehrer Rainer von Rohrbach wegzog und fast gleichzeitig bedrohliche Kriegswolken am Horizont aufzogen, kam das Vereinsleben völlig zum Stillstand.